Wichtige Urteile zu Wohnmobilen mit Fiat- und Iveco-Dieselmotoren
- Seit 2020 steht fest: Wohnmobile von Fiat, Iveco, VW und Daimler sind ebenfalls von illegalen Abschalteinrichtungen betroffen.
- Kund:innen haben aufgrund des Betrugs Anspruch auf Schadensersatzzahlungen.
- Erste verbraucherfreundliche Urteile von Landgerichten gegen Fiat wurden bereits gefällt.
Wichtigste Urteile zu Wohnmobilen mit Fiat Basisfahrzeug
Da der Abgasskandal bei den Wohnmobilen erst 2020 ans Licht kam, gibt es bislang noch nicht so viele Gerichtsurteile, wie in anderen Bereichen des Abgasskandals. Wir haben hier eine Auswahl der ersten verbraucherfreundlichen Entscheidungen für Sie zusammengestellt.
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Landgericht Baden-Baden
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Urteil vom 8. November 2021, Aktenzeichen 2 O 107/21
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Modell: Van TI 600 MEG Knaus Tabbert
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Kurzbeschreibung: Geklagt hatte der Besitzer eines Wohnmobils mit Fiat Ducato Basismodell und einem 2,3-Liter-Motor Multijet-Motor, in welchem sich eine Abschalteinrichtung befand. Im realen Straßenverkehr stößt das Wohnmobil daher ein Vielfaches der erlaubten Emissionen aus. Das LG Baden-Baden folgte dem Vortrag des Klägers und verurteilte Stellantis und FCA Italy (ehemals Fiat Chrysler Automobiles) zu Schadensersatz in Höhe von 14.626,38 Euro – ohne Abzug einer Nutzungsentschädigung.
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Landgericht Koblenz
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Urteil vom 1. März 2021, Aktenzeichen 12 O 316/2
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Modell: Roller Team Zefiro 266TL (Basisfahrzeug Fiat Ducato, 2,3-Liter-Motor Euronorm 6)
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Kurzbeschreibung: Hierbei handelt es sich um die erste Verurteilung von Fiat wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung. Wie bereits bekannt ist, wurde schaltet sich die Abgasreinigung nach rund 22 Minuten vollständig ab, weshalb Emissionsgrenzwerte nur im Prüfstand eingehalten werden. Als Schadensersatz erhielt der Kläger knapp vier Jahre alten Wohnmobils 52.484,12 Euro.
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Landgericht Oldenburg
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Urteil vom 2. September 2021, Aktenzeichen 4 O 767/21
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Modell: Exsis T 768 von Hymer, Abgasnorm Euro 6b
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Kurzbeschreibung: Das LG Oldenburg hat entschieden, dass der Kläger sein Hymer-Wohnmobil an den Händler zurückgeben darf – und im Gegenzug ein neues Modell aus der aktuellen Serienproduktion mit gleichwertiger Ausstattung geliefert bekommt. Der Kläger hatte also nicht nur Ansprüche gegen den Hersteller, Fiat Chrysler Automobiles, (jetzt Stellantis), geltend gemacht, sondern auch gegen den Wohnmobilhändler. Das war möglich, da sich das Wohnmobil noch in der zweijährigen Gewährleistungsfrist befand.
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Landgericht Frankenthal
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Urteil vom 27. Oktober 2021, Aktenzeichen 5 O 40/21
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Modell: 2Win, Pössl
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Kurzbeschreibung: Der Kläger erhielt für seinen 2018 gekauften Camper von Pössl mit einem Fiat Ducato als Unterbau Schadensersatz zugesprochen. Das LG Frankenthal verurteilte Stellantis (ehemals Fiat Chrysler Automobiles), obwohl diese nicht einmal vor Gericht erschienen und sich zu den Vorwürfen äußerten. Grund für die Verurteilung waren die unzulässigen Abschalteinrichtungen im Wohnmobil.
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Landgericht Görlitz
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Urteil vom 11. Mai 2021, Aktenzeichen 5 O 28/21
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Modell: Challenger 398 XLB Special Edition
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Kurzbeschreibung: Das LG Görlitz stellte in seinen Ausführungen klar fest, dass Fiat sittenwidrig und vorsätzlich im Sinne von §826 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) gehandelt habe. Der Besitzer des Challenger 398 erhielt daher vor dem Landgericht Recht. Fiat wurde zur Zahlung von 54.015,77 Euro Schadensersatz verurteilt. Der Konzern habe aus reinem Gewinnstreben gehandelt.
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Landgericht Nürnberg-Fürth
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Versäumnisurteil vom 12.7.2021, Aktenzeichen 19 O 737/21
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Modell: Knaus Sun Ti 650 MF Platinum Selection
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Kurzbeschreibung: Bei dem streitgegenständlichen Wohnmobil – welches neu ab rund 72.700 Euro erhältlich ist – handelt es sich um ein Modell des Herstellers Knaus, auf Basis eines Fiat Ducato mit 2,3 Multijet 2-Motor. Angeblich soll das Fahrzeug die Abgasnorm Euro 6b erfüllen. Doch das tut das Wohnmobil nur auf dem Prüfstand, wie nun das LG Nürnberg-Fürth bestätigte. Aufgrund der illegalen Abschalteinrichtungen wurde Fiat bzw. Stellantis wegen vorsätzlicher und sittenwidriger Schädigung zu Schadensersatz verurteilt.
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So sind die Wohnmobile in den Abgasskandal verstrickt
Der Abgasskandal bei den Wohnmobilen begann verhältnismäßig spät: Der Verdacht auf Manipulationen bestand zwar schon früh, aber erst 2020 nahmen die Ermittlungen an Fahrt auf. Im Zentrum der Ermittlungen standen dabei von Anfang an die Wohnmobile von Fiat und Iveco. Seit 2021 steht nun eindeutig fest, dass in zahlreichen Motorensteuerungen illegale Abschalteinrichtungen verbaut wurden, und zwar bei sowohl bei Fiat und Iveco, als auch bei VW und Daimler.
Besonders betroffen sind der Fiat Ducato und der Iveco Daily, da diese wiederum beliebte Unterbauten von anderen Wohnmobilherstellern sind: Allein der Fiat Ducato dient als Unterbau von 3 von 4 aller Wohnmobile europaweit.
Und die Schadstoffbilanzen der Wohnmobile stellen leider traurige Rekorde auf:
Welche Wohnmobilmodelle sind betroffen?
Bislang sind die vier Marken Fiat, Iveco, VW und Mercedes-Benz vom Abgasskandal bei den Wohnmobilen betroffen. Es handelt sich um folgende Modelle:
Fiat Ducato |
Euro 5 und 6 |
2011 - 2019, 2020 |
Iveco Daily |
Euro 5 und 6 |
2011 - 2019, 2020 |
Iveco Daily Hi-Matic |
Euro 5 und 6 |
2011 - 2019, 2020 |
Iveco Daily 4x4 |
Euro 5 und 6 |
2011 - 2019, 2020 |
VW T5 California |
Euro 5 |
ab 2012 |
VW T6 California |
Euro 6 |
ab 2012 |
VW Crafter |
Euro 5 |
2008 - 2013 |
Marco Polo |
Euro 5 und 6 |
2014 - 2018 |
Sprinter |
Euro 5 und 6 |
2014 - 2018 |
V-Klasse |
Euro 5 und 6 |
2014 - 2018 |
Vito und Viano. |
Euro 5 und 6 |
2014 - 2018 |
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Beitrag geprüft von
Rechtsanwalt Philipp Caba**
Philipp Caba ist ein erfahrener Rechtsanwalt mit Schwerpunkt auf Zivil-, Bank- und Versicherungsrecht. Er studierte in Deutschland und Schweden und ist Geschäftsführer der Gansel Rechtsanwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH.
* Angestellte Anwälte, ** Geschäftsführer, *** Freischaffende Rechtsanwälte